Das Stimmen eines Bandoneons ist eine arbeitsintensive, spezialistische Aufgabe.
Vor dem eigentlichen Stimmen werden alle Zungen und Stimmplatten auf Korrosion, Schmutz und Beschädigungen kontrolliert.
In einem 142- tönigen Bandoneon sind 276 Zungen, die alle individuell gestimmt werden müssen. Dabei wird die Zunge mit sehr feinen Feilen bearbeitet und nachgeschliffen. Dieses Verfahren unterscheidet sich stark von der Technik beim Akkordeonstimmen.
Viele Bandoneons sind schwer beschädigt von wohlwollendem, aber unsachgemäßem Stimmen. In vielen alten Instrumenten müssen Zungen ersetzt werden, weil sie zu tief gekratzt, zu weit abgeschliffen, umgebogen oder sogar abgebrochen sind.
Zu sehr beschädigte Zungen müssen von Hand ersetzt werden. Dafür benutze ich ausschließlich Orginalzungen aus Donor-Instrumenten.
Beim Stimmen müssen auch die Ventile genau beobachtet werden, weil diese den Luftstrom in direkter Umgebung der Zunge beeinflussen.
Bevor ich ein Instrument stimme, bespreche ich immer mit dem Spieler, ob und wie die Ventile angepasst werden müssen. Wenn nötig, können die Ventile ersetzt werden durch originale (Leder-) Ventile oder modernere Ventile mit Stützschicht aus Kunststoff.
Bei vielen Instrumenten passen die Stimmplatten nicht mehr nahtlos auf die unterliegenden Stimmstöcken. Das kann ein Instrument instabil machen und darüber hinaus kann es auch an Klang verlieren. Bevor ich stimme, sorge ich also auch für eine optimale Anpassung der Stimmplatten an den Stimmstöcken.
Insbesondere wenn ein Instrument lange nicht gestimmt wurde oder wenn eine tiefgreifende Stimmung (zum Beispiel vom alten Kammerton a:435 Hz nach standard Tangostimmung a: 442Hz) durchgeführt wird, wird das Instrument sich oft stabilisieren müssen, daher ist nach einiger Zeit eine Korrekturstimmung notwendig.
Bei einer Vollstimmung eines Bandoneons ist bei mir immer eine Korrekturstimmung mit inbegriffen.